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Interview mit Ursula Reitemeyer (Leiterin Tischtennis Borussia Dortmund): „Borussia Dortmund möchte etwas mehr mitspielen“

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Interview mit Ursula Reitemeyer (Leiterin Tischtennis Borussia Dortmund): „Borussia Dortmund möchte etwas mehr mitspielen“

Interview mit Ursula Reitemeyer (Leiterin Tischtennis Borussia Dortmund): „Borussia Dortmund möchte etwas mehr mitspielen“

Neuling Borussia Dortmund hat in seiner ersten Saison in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) durch den Klassenerhalt sein wichtigstes Ziel erreicht. Im Interview blickt Abteilungsleiterin Ursula Reitemeyer auf unterschiedliche und unerwartete Erfahrungen im Oberhaus zurück, spricht über Pläne für den ersten Tischtennis-Fanklub des BVB und beschreibt die Erwartungen an ihre umgebaute Mannschaft für das kommende Spieljahr.

Ursula Reitemeyer, Borussia Dortmund hat die TTBL-Saison als Neuling auf dem neunten Platz abgeschlossen und war schon einige Wochen vorher endgültig nicht mehr in ernsthafter Abstiegsgefahr. Wie haben Sie die erste Saison Ihres Vereins in der höchsten Spielklasse erlebt?

Es war schön, aber nicht nur: Es war auch schwer und manchmal stressig.

Was meinen Sie damit genau?

Schön ist gewesen, dass wir nicht wirklich in Abstiegsnöte gekommen sind. Man kann schon sagen, dass wir Platz neun praktisch von Anfang bis Ende verteidigt haben.

Was war so schwer?

Wir und auch ich hatten nicht erwartet, dass sich das Niveau in der zweiten Bundesliga noch einmal so sehr von der TTBL unterscheidet. Ich hätte gedacht, dass wir mit unserem Kader gut zurechtkommen können, auch wenn wir das eine oder andere Mal nicht mit unserer besten Formation spielen, aber es hat sich schnell gezeigt, dass wir ohne unsere stärkste Mannschaft nahezu chancenlos waren. Die TTBL ist ganz einfach noch einmal ein ganz anderes Niveau. Ich habe im Nachhinein nicht von ungefähr Ballwechsel gesehen, die für mich außerhalb dessen lagen, was vorstellbar erschien.

Und wodurch haben Sie Stress empfunden?

Es sah im Winter nach einer Reihe von mehreren Niederlagen nacheinander zwischendurch tatsächlich einmal so aus, dass wir in Abstiegsnot geraten würden – da fing der Stress so richtig an. Denn es ist natürlich auch ein Unterschied für uns gewesen, ob man wie in der vorigen Saison um den Aufstieg oder nun im ersten TTBL-Jahr gegen den Abstieg spielt. Also mussten wir dafür sorgen, dass alle Spieler unabhängig von ihren Verträgen zu bestimmten Spielen kommen, sonst wären wir sicherlich ganz nach unten abgerutscht.

Letztlich haben Sie den Klassenerhalt sportlich und losgelöst von anderen Faktoren gesichert. Wie wichtig ist Ihnen das?

Sehr wichtig. Wir selbst haben uns darüber natürlich sehr gefreut, aber es war auch als Zeichen in den gesamten Verein sehr wichtig, dass wir konkurrenzfähig sind, nachdem der Verein vor Saisonbeginn auf so vielen unterschiedlichen Ebenen sehr viel für uns getan hat.

Vor dem ersten TTBL-Spiel des BVB im vergangenen Sommer hatten Sie sich gewünscht, dass Ihr Team insgesamt eine „Bella Figura“ abgeben möge. Hat der BVB das geschafft?

Ja, ich glaube, dass wir das wirklich erreicht haben. Wir haben uns und ja auch unseren Sport in unseren Heimspielen attraktiv präsentieren können – sowohl beim optischen Eindruck als auch mit der Einstellung unserer Spieler. Auch auswärts haben wir immer gekämpft und Applaus bekommen, obwohl wir nicht als Sieger vom Tisch gegangen sind. Das fand ich schon bemerkenswert. Es gab ja auch in vielen Hallen BVB-Fans, die unser Banner hochgehalten haben. Insgesamt also sind wir äußerst zufrieden: Wir haben die Klasse gehalten, haben uns als konkurrenzfähig erwiesen, haben durch Einstellung und Moral am Tisch überzeugt und sind als Team gut aufgetreten. Ja, wir haben schon eine „Bella Figura“ gemacht.

Zu Ihrer Wahrnehmung passt der Zuschauerrekord zum Saisonabschluss gegen Borussia Düsseldorf mit mehr als 1.000 Fans…

Das war in Dortmund und auch darüber hinaus nochmal ein klares Zeichen, dass man auch Zuschauer gewinnen kann, weil sich durchaus viele Menschen für Tischtennis interessieren.

Interesse haben zum Saisonabschluss auch Klubchef Hans-Joachim Watzke und Geschäftsführer Carsten Cramer durch ihren Besuch des Spiels gegen Düsseldorf gezeigt. War das auch ein Zeichen für den Rückhalt der BVB-Spitze für Tischtennis?

Ja, auf jeden Fall. Mehr Unterstützung als die, die wir beim BVB von überall und jeder Stelle erhalten, kann man nicht bekommen.

Die vermeintliche Fußball-Stadt Dortmund hat auch insgesamt Ihre Mannschaft gut angenommen: Der BVB wies nach der Hauptrunde den viertbesten Besuch der gesamten Liga auf…

Dabei hatte ich vor der Saison schon ein wenig Sorge, dass das eine oder andere Heimspiel je nach Wochentag und Gegner nicht so gut besucht sein könnte.

Sie sprachen auch schon den Support bei Auswärtsspielen an. Ist das aus Ihrer Sicht ein allgemeiner Bonus für Aufsteiger gewesen oder Sympathie für das Tischtennis-Team des populären Fußball-Vereins Borussia Dortmund?

Es kann natürlich damit zusammenhängen, dass Borussia Dortmund überall in Deutschland Fanklubs hat, die sich vielleicht auch hie und da gesagt haben, dass sie sich auch einmal Borussias Tischtennis-Mannschaft ansehen wollen. Aber wir haben auch neutrale Besucher für uns gewinnen können. In Luxemburg etwa wird gerade der erste Tischtennis-Fanklub des BVB vorbereitet.

Für die neue Saison stellen Sie Ihre Mannschaft in großen Teilen neu auf. Für Simon Berglund, Li Yongyin und Dennis Klein kehren Alberto Mino und Adam Szudi zum BVB zurück und kommt vor allem der frühere Doppel-Weltmeister Kristian Karlsson. Anders Lind, Cedric Nuytinck und Erich Bottroff gehören weiter zum Team. Ist mit diesem Kader wieder der Klassenerhalt das erklärte Ziel oder mehr?

Durch Kristian Karlssons Zusage müssen wir uns meiner Meinung nach keine Sorgen nach unten machen. Aber das alleine kann nicht das Ziel sein. Wir können zufrieden sein, dass wir im ersten Jahr nicht abgestiegen sind, aber grundsätzlich möchte Borussia Dortmund natürlich schon etwas mehr mitspielen.

Auch um einen Play-off-Platz?

Also wir werden gewiss zufrieden sein, wenn wir uns in der Mitte bewegen. Für mehr muss man auch realistisch sehen, dass man nie wissen kann, was passiert. Eine Verletzung kann alles verändern. Also meine Devise für die neue Saison wäre, nicht zu viel zu erwarten, trotzdem alles zu geben und das Bestmögliche herauszuholen.

Vielen Dank für das Gespräch, Ursula Reitemeyer.


Interview: Florian Manzke

TTBL Redaktion
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17.04.2025

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